Die Schale der Winde by Robert Jordan

Die Schale der Winde by Robert Jordan

Autor:Robert Jordan [Jordan, Robert]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy
ISBN: 3453140362
veröffentlicht: 2010-12-28T23:00:00+00:00


KAPITEL 7

Zu haltende Versprechen

Laßt uns verdammt noch mal verschwinden«, forderte Mat später erneut, doch dieses Mal wurden Einwände erhoben. Allgemein wurde während der letzten halben Stunde gestritten, und allmählich reichte es Mat. Die Sonne war schon über den Zenit hinausgelangt. Die Passatwinde milderten die Hitze ein wenig. Schwere gelbe Vorhänge, die über den hohen Fenstern angebracht waren, bauschten sich und flatterten im Wind geräuschvoll. Seit drei Stunden waren sie im Tarasin-Palast zurück. Die Würfel rollten noch immer in seinem Kopf umher, und er hatte das Bedürfnis, gegen etwas zu treten. Oder jemanden zu treten. Er zog an dem um seinen Hals befestigten Schal. Es fühlte sich so an, als ob das Seil, das die Narbe hinterlassen hatte, wieder um seinen Hals läge und sich langsam zuzöge. »Liebe des Lichts, seid Ihr alle blind? Oder nur taub?«

Tylin hatte einen großen, mit grünen Wänden und einer hohen blauen Decke und außer mit vergoldeten Stühlen und kleinen, mit Schildpatt verzierten Tischen unmöblierten Raum zur Verfügung gestellt, der aber dennoch überfüllt war. Tylin saß mit übereinandergeschlagenen Beinen vor einem der drei Marmorkamine und beobachtete Mat mit jenen dunklen Adleraugen und einem kleinen Lächeln, während sie müßig ihre blauen und gelben Röcke richtete und ebenso müßig mit dem mit Edelsteinen besetzten Heft ihres gebogenen Dolches spielte. Er vermutete, daß Elayne oder Nynaeve mit ihr gesprochen hatten. Auch sie waren anwesend und saßen jetzt zu beiden Seiten der Königin. Irgendwann hatten sie saubere Kleidung angelegt und anscheinend sogar gebadet, obwohl sie nur jeweils für Minuten außer Sicht gewesen waren, seit sie zum Palast zurückgekehrt waren. Sie waren Tylin in ihrer leuchtenden Seide fast in ihrer königlichen Würde ebenbürtig. Mat war sich nicht sicher, wen sie mit all dieser Spitze und komplizierten Stickerei beeindrucken wollten. Sie schienen bereit für einen königlichen Ball, nicht für eine Reise. Er selbst trug noch immer seine schmutzige Kleidung, die staubige grüne Jacke geöffnet und der silberne Fuchskopf im Ausschnitt seines Hemdes verfangen. Dadurch, daß er das Lederband verknotet hatte, war es kürzer geworden, aber er wollte, daß das Medaillon seine Haut berührte. Er befand sich immerhin in Gegenwart von Frauen, welche die Macht lenken konnten.

Tatsächlich hätten diese drei Frauen den Raum wahrscheinlich allein überfüllt erscheinen lassen können. Auch Tylin allein hätte dies bewirken können, soweit es ihn betraf. Wenn Nynaeve oder Elayne tatsächlich mit ihr gesprochen hatten, war es ratsam, daß er fortging.

»Das ist lächerlich«, verkündete Merilille. »Ich habe niemals von irgendeinem Schattengezücht namens Gholam gehört Und Ihr?« Die Frage war an Adeleas und Vandene, Sareitha und Careane gerichtet. Angesichts Tylin ließ die kühle Aes Sedai-Gelassenheit die Stühle mit den hohen Rückenlehnen fast wie Throne wirken. Mat konnte nicht verstehen, warum Nynaeve und Elayne so schwerfällig dasaßen, ebenfalls kühle Gelassenheit, aber vollkommen schweigsam. Sie erkannten, sie verstanden, und aus einem unbestimmten Grund verhielten sich die anderen ihnen gegenüber jetzt demütig. Mat Cauthon andererseits war ein grober Rüpel, der getreten werden mußte, und von Merilille abwärts waren alle bereit, dies zu übernehmen.

»Ich habe das Wesen gesehen«, fauchte er. »Elayne hat das Wesen gesehen, Reanne und die Weisen Frauen haben es gesehen.



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